Ausbau des Frankfurter Flughafens könnte ein Umdenken einleiten
Jahrelang haben wir uns gefühlt wie Nichtraucher in den 70ern: Jede Amtsstube, jeder Zug, jedes Taxi stank nach Zigarettenrauch. Wer sich beschwerte, galt als intolerant, überempfindlich, als Sonderling. Wenn wir anderen erzählten, wie schlimm die tägliche Heimsuchung durch Kampfjets ist, erkannten wir an ihrem Blick, dass sie uns nicht für voll nahmen. Bei vielen Männern hatte es schon gar keinen Sinn, weil sie meist technikbegeistert sind und Kampfjets generell toll finden, ja davon träumen, sich dieser Kraft einmal bedienen zu können. Fluglärm, das ist Musik, tönte es. Für die vielen Militärbegeisterten (auch immer Männer) ist es „The Sound of Freedom“. Sogenannte Spotter, die durchs Land reisen, um Flugzeuge zu beobachten und zu fotografieren, wünschen sich nichts sehnlicher als noch mehr Flugzeuge und noch mehr Lärm.
Nun sieht es anders aus. Der zivile Fluglärm hat so zugenommen, dass er Menschen das Leben zerstört. Wer von Fluglärm heimgesucht wird, weiß um seine Wirkung. Wer militärischen Lärm ertragen muss, kann den verstehen, der unter zivilem Lärm leidet und umgekehrt. Unsere Politiker aber haben es noch nicht verstanden. Sie glauben, das Land sei noch nicht voll von Lärm, und man müsse ihn nur besser verteilen. Sie stellen weder die Menge der zivilen Flüge in Frage noch die Betankungsübungen und Übungsflüge mit Kampfjets und Militärtransportern über unseren Köpfen.
Kluge Politiker sehen ihre Chance darin. Dumme Politiker glauben immer noch, sie könnten Betroffenen die Augen zuschmieren. Ob sie Kampfjetübungen aller möglichen Nationen über unserer dicht besiedeltem Heimat als für die Verteidigung notwendig hinstellen, oder ob sie gegen ein Nachtflugverbot klagen, „um Rechtssicherheit zu bekommen“ – ihre Pinoccio-Nasen wachsen und wachsen, und jeder sieht sie.
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